Nachgefragt:

Interview mit Gemeindereferent Hermann-Josef Stracke

Auch unser Gemeindereferent war gerne bereit unsere Fragen zu beantworten.

 

 

E-Mail:  stracke@vitus-hemer.de

 

 

 

Welchen Teil Ihrer Arbeit machen Sie besonders gern?

 

 

Besonders gerne bereite ich Familien- und Schulgottesdienste vor und am liebsten mit anderen, weil viele Ideen zusammenkommen und  die Gottesdienste  sich von den üblichen Hl. Messen unterscheiden und Kinder bzw. Familien angesprochen werden. Wenn dann noch viele am Gottesdienst mitwirken und sich unterschiedlich einbringen, dann spüre ich lebendige Gottesdienstgemeinde!

Erwähnen möchte ich aber auch die Firmvorbereitung. Das ist mein Steckenpferd, weil ich schon meine Diplomarbeit über die Firmvorbereitung geschrieben habe und ich mit jungen Christen zusammenkomme, die ganz weit weg von der Kirche sind oder zumindest meistens einen ganz anderen Blick auf Glaube, Gott und Kirche haben – das ist immer sehr interessant!

 

In welchem Alter haben Sie den Entschluss gefasst Gemeindereferent zu werden?

 

Als Jugendlicher war ich in der kirchl. Jugendarbeit in meiner Heimatgemeinde sehr aktiv, daraus hat sich dann irgendwann die Idee entwickelt, beruflich auch etwas kirchliches zu machen…

 

 

Gab es ein Schlüsselerlebnis das dazu geführt hat? Wenn ja welches?

 

Ein Schlüsselerlebnis war vielleicht die Begegnung mit einer Gemeindereferentin, die in meiner Gemeinde ihren Dienst antrat.  In dem neuen Beruf sah ich für mich eine Alternative zum Priestertum, denn mir war immer klar, dass ich nicht alleine sondern in einer Familie leben möchte.

 

 

Wie haben Ihre Eltern und Freunde auf Ihren Entschluss reagiert?

 

Meinen Eltern und in meinem privaten Umfeld war das immer klar, dass ich beruflich etwas kirchliches machen werde und meine damalige Freundin – meine heutige Ehefrau –  hat die Entscheidung mitgetragen – das ist wohl auch eine Voraussetzung für den Beruf, wenn man Beruf , Ehe und Familie in Einklang bringen möchte.

 

 

Was würden Sie heute machen, wenn Sie nicht Gemeindereferent geworden wären?

 

Ich bin gerne Gemeindereferent!  Ich hätte alternativ – falls man mich damals in Paderborn nicht genommen hätte – gerne etwas geschichtliches gemacht … oder etwas kreatives.

 

 

Was war Ihre schlechteste Schulnote in Religion?

 

Eine 5 in einem Test – ich hatte einfach nicht  gelernt! (lacht) Da ich aber immer Messdiener war und Religionsunterricht beim Vikar hatte, stand auf dem Zeugnis natürlich eine 2!

 

 

An welchem Ort fühlen Sie sich am wohlsten?

 

…wenn ich mit meiner Frau, unseren Söhnen und unserem Hund zusammen bin… dann ist es auch egal, wo es ist!

 

 

Fühlen Sie sich da zu Hause?

 

Ja – Zuhause ist für mich da, wo man glücklich und zufrieden in Beziehung lebt!

 

 

Ihre schönste Weihnachtserinnerung?

 

Einmal als ich als Kind mit meinem Vater zur Mitternachtschristmette als erster durch den Schnee lief und mein erstes Weihnachtsfest bei der Familie meiner Frau, wo ich mehr Weihnachtsgeschenke bekam als zuhause- alle ihre Verwandten hatten ein Geschenk für mich!

 

 

Haben Sie einen unerfüllten Jugendtraum?

 

Nein!

 

 

Mögen Sie den Duft von Weihrauch?

Ein wenig ja, wenn es dezent in der Kirche duftet, aber meistens wird „zu dick aufgetragen“.

 

 

Kann man die Bibel auswendig lernen?

 

Nein, warum auch – man/frau sollte das  Gebot der Gottes- und Nächstenliebe und die goldene Regel kennen, das reicht dann eigentlich zum Leben aus.

 

 

Ihre Lieblingsstellen in der Bibel und welche haben Sie in ihrem Leben besonders beeinflusst?

 

…ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Joh 10,10

Jesus schenkt uns die ganze Fülle des Lebens. Unser Leben ist also geprägt von Höhen und Tiefen. Beides gehört zum Leben, beides muss durchlebt werden, es gibt nicht nur das eine oder das andere. Das  von Gott geschenkte Leben in seiner ganzen Fülle leben zu dürfen – dafür bin ich dankbar!

 

Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Röm 14,8

Egal was oder wie wir leben, ob zufrieden oder unzufrieden, glücklich oder unglücklich, krank oder gesund… -wir dürfen uns in Gottes Hand geborgen wissen, wir gehören dem Herrn!!

 

 

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Predigt?

 

Sagen wir mal so: Bis Papst Johannes Paul  II die Laienpredigt zurückgenommen hat, durfte ich predigen; heute darf ich Ansprachen oder Katechesen halten. –

Das muss während des Studiums  gewesen sein – 1984 oder 85 – nein , auch wenn ich lange nachdenke, ich erinnere mich nicht mehr , muss wohl nicht so toll gewesen seinJ!

 

 

Würden Sie Ihre erste Predigt/Katechese noch einmal halten? Genauso wie sie war oder würden Sie etwas anders machen? Wenn ja, was?

 

Ich würde eine Katechese oder Predigt nie noch einmal genauso halten: die Kernbotschaft bleibt sicherlich die selbe – aber der Bezug zum Alltag, zum Leben der Kinder und Erwachsenen muss immer der Situation angepasst werden, damit  die Botschaft am Leben festgemacht werden kann.

 

 

Was ist Ihre größte Stärke?

 

Ich spreche gerne Dinge offen, direkt und ehrlich an – auch wenn es unbequem ist.

 

 

Und Ihre größte Schwäche?

 

1.) Ich spreche gerne Dinge offen, direkt und ehrlich an – auch wenn es unbequem ist – das kommt nicht immer gut an.

2.) Schokolade (lächelt)

 

 

Ein Wort zu wiederverheirateten Geschiedenen in der katholischen Kirche.

 

Wem es wichtig ist, hat die Möglichkeit  ein Ehenichtigkeitverfahren  zu beantragen, um noch einmal kirchlich heiraten zu können.

Ich habe gestern(11.01.21) auf der Website des Erzbistums gelesen, dass das kirchl. Gericht in diesem Zusammenhang 2019  64 Urteile gesprochen hat und 150 offene Verfahren bearbeitet.

 

Für die meisten ist es wohl kein Problem, trotzdem an der Eucharistie teilzunehmen – das bedarf einer persönlichen Gewissenentscheidung und wird ja auch vielfach so praktiziert.

 

 

Gibt es eine Entscheidung als Gemeindereferent die Sie bereuen?

 

Nein, da fällt mir nichts ein – wobei es bestimmt Dinge gibt, die ich nicht richtig entschieden habe.

 

 

Wie stehen Sie zur Priesterweihe von Frauen?

 

Zunächst wäre es an der Zeit  –  als ersten Schritt – Frauen das Amt des Diakons zu öffnen… dann können wir uns schon mal daran gewöhnen, dass Frauen am Altar stehen.

Ob ich das Frauen-Priestertum noch erlebe, ist fraglich …

 

 

Wie stehen Sie zum Zölibat?

 

Mir persönlich ist es ehrlich gesagt gleich, ob der Pastor verheiratet ist oder nicht. Das ist seine Lebensentscheidung!

Aber grundsätzlich fände ich ein freiwilliges Zölibat der Lebenswirklichkeit der Menschen angemessener.

 

 

Wie kann die Kirche wieder attraktiver werden?

 

Oje – da bemüht sich die Kirche schon  zumindest seit dem II. Vatikanischen Konzil mit Papst Johannes XXIII und seinem „aggiornamento“ (=Verheutigung) den Glauben im Alltag der Katholiken neu zu beleben. Auch im Bistum gibt es immer wieder Bemühungen …

Die Kirche sollte vielfältiger sein. Es muss und darf für jeden etwas dabei sein.: egal ob lateinisches Hochamt oder  Zeltlagergottesdienst in Gummistiefel ohne  große Liturgie.

Wenn Sakramente Zeichen der Nähe Gottes sind, dann sollte die Kirche mit der Liebe Gottes verschwenderisch umgehen …ohne Wenn und Aber!

Vielleicht reicht auch  eine stärkere jesuanische Ausrichtung  aus, Jesus hat uns doch den Weg zum Vater vorgelebt.

 

 

Der am meisten gehörte Satz eines Gemeindereferenten?

 

…nur der Gemeindereferent! Kommt der Pastor auch noch?

 

 

Welcher Film steht auf Ihrer letzten Kinokarte?

 

Wir waren lange nicht im Kino, ich glaube der Papst-Film über Franziskus

 

 

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?

 

Jean-Luc Bannalec, Bretonische Geheimnisse, Kommissar Dupins siebter Fall. Band 8 und 9 stehen aber auch schon im Regal. Ich lese gerne Krimis und geschichtliche Romane.

 

 

Was würden Sie gerne mal in der Presse korrigieren?

 

Keine Ahnung – aber ich habe oft das Gefühl, dass Kirche gerne negativ dargestellt wird.

 

 

Schließt man als Gemeindereferent auch Freundschaften in der Gemeinde/Gemeinden in denen man tätig ist?

 

Das ist eine Frage der Persönlichkeit. Ich eher nicht. Ich lebe in einer Familie, habe einen Freunden- und Bekanntenkreis, arbeite gerne mit anderen zusammen – wenn nicht gerade ein Lock down ist – und brauche dann einfach auch die Ruhe und Zweisamkeit mit Frau und Hund!

 

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland?

 

Offenheit, Barmherzigkeit, Gelassenheit, Vielfalt, neue Formen den Glauben zu feiern …

 

 

Was würden Sie in ihrem Leben gerne noch erreichen?

 

Opa werden würde ich noch gerne, aber da habe ich keinen Einfluss drauf! (lacht)